Bannerbild | zur StartseiteBannerbild | zur Startseite
Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Grubenunglück 1834

Gedenken an das Grubenunglück auf der Grube Gouley am 26. Januar 1834

 

In dem Buch „Geschichte des Aachener Steinkohlenbergbaus“ schreibt Friedrich Schunder auf Seite 228/229: 

„Grube Gouley traf in der Nacht vom 25. auf den 26. Januar 1834 das schwerste Unglück dieser Art (gemeint ist der Durchbruch von Standwasser) und zugleich die größte Katastrophe, die den Aachener Steinkohlenbergbau im 19. Jahrhundert heimsuchte. Fast der gesamten Nachtschicht, 63 Mann, schnitt das einströmende Wasser den Rückweg zum Schacht ab. Rettungsversuche waren auf der weitgehend ersoffenen Grube sinnlos. Die Aufräumungsarbeiten nahmen das ganze Jahr 1834 bis Anfang 1835 in Anspruch.“

 

In den damaligen Tageszeitungen finden wir einen Artikel vom 27.01.1834 

Politisches Tageblatt 01. Januar 1834

In dem von der Geschichtswerkstatt e.V. und dem Kulturarchiv Würselen im September 2019 herausgegebenem Heft Nr. 8 „Schlaglichter“ wird ausschließlich über die Grube Gouley berichtet. Zu dem Unglück von 1834 wurden von dem Redaktionsteam sehr umfangreiche Recherchen angestellt, die auf sieben Seiten (von Seite 32 bis 38) zusammengetragen wurden. Aus diesen Unterlagen stammen die folgenden Aufzeichnungen.

 

Im Protokoll aus der Akte des Bergamtes Düren zu dem Unglück heißt es:

Eine Anzeige des Grubendirektors Rasquinet vom heutigen Tage (Morgens Ein Uhr) benachrichtigt uns, daß in der vergangenen Nacht gegen Mitternacht, die Grube Gouley von einem Unglück, einem abermaligen gewaltsamen Wasserdurchbruch, betroffen ist. Ein ungeheurer Windstoß aus dem Förderschachte erschreckte die da beschäftigten Arbeiter; die Grubenbeamten, die sogleich einfuhren, fanden die Wasser im Schacht bereits über 19 Lachter aufgegangen und alle Hilfe unmöglich; von ca. 70 Arbeitern haben sich nur 11 aus dem Schacht gerettet.“ 

(1 Lachter sind ungefähr 2,1 m  - 19 Lachter = ca. 40 m Teufe.)

 

Das Amtsblatt der Preußischen Regierung zu Koblenz 1834 meldete:

“Ungeheure Wassermassen, die sich in den, in höheren Teufen befindlichen und schon seit langen Jahren ausgekohlten und verlassenen Räumen gesammelt, waren […] durchgebrochen und hatten sich […] mit einer solchen Schnelligkeit in die tieferen, im Betrieb stehenden Baue ergossen, daß es von den zu dieser Zeit in der Grube befindlichen […] Arbeitern nur 11 Anschlägern und Pferdetreibern, welche in der Nähe des Schachtes beschäftigt waren, gelang, sich zu retten, als der den Durchbruch des Wassers begleitende Windstoß ihre Lichter ausschlug und auf ihrer Flucht das Wasser sie bereits verfolgte.

 

Selbst über Tage wurde das Unglück wahrgenommen und zeigte Spuren, so wird berichtet:

“Die Bewohner des Teuter Hauses waren durch ohrenbetäubenden Lärm geweckt worden.  Als sie nach draußen stürzten, bemerkten sie zahlreiche Erdeinbrüche, aus denen Wasserfontänen in die Höhe schossen.

 

Fieberhaft versuchte man mit unterschiedlichen Mitteln zu den Eingeschlossenen zu gelangen. Sehr bald erkannte man, dass ein Rettungsversuch über die aktiven Schachtanlagen der Grube unmöglich war. Den Versuch, einen bereits verlassenen Schacht wieder aufzuwältigen, musste man nach wenigen Tagen, am 6. Februar 1834, ebenso einstellen, weil das Risiko für die Arbeiter zu groß war. Alle Rettungsversuche waren gescheitert. 

Im Protokoll einer Kommission, der u.a. auch der Ortsbürgermeister angehörte, ist festgehalten, „...daß  [….] die Rettungs-Versuchs-Arbeiten als zu gefährlich und erfolglos eingestellt worden sind.“

Die Aachener Zeitung berichtete, dass zu dem Zeitpunkt festgestanden habe, dass 63 Bergleute zwischen 14 und 46 Jahren bei dem Unglück zu Tode gekommen waren. Vierzehn Tage nach dem Unglück wurde am 8. Februar1834 die tägliche schriftliche Protokollierung beendet mit dem Hinweis, dass eine erste Sammlung auf der Grube für die Hinterlassenen der Verunglückten eine Summe von 71 Talern und 15 Silbergroschen erbracht habe. Dann heißt es:

 „Schließlich legten noch die Herren Grubenbesitzer Gernard [Gernaert] und Dement eine Nachweisung vor, aus der hervorgeht, daß die 63 Verunglückten innerhalb eines Zeitraums von 1 Jahr und 6 Wochen nach den in hiesiger Gegend üblichen Schichtlohnsätzen ein Lohn von 9 187 Taler und 6 Sgr. [Silbergroschen] würden verdient haben können, mit dem Bemerken, daß die Gewerkschaft der Grube Gouley diese Summe an die Hinterlassenen 1 Jahr und 6 Wochen auszahlen würde, sowie solches bei Unglücksfällen in hiesiger Gegend von den Gewerkschaften zu halten zu werden pflegt.“                                                               

Aachener Zeitung  7. Februar 1834

Im Bardenberger Heimatheft Nr. 18 aus dem Jahre 2012 veröffentlicht der ehemalige Bürgermeister der Stadt Würselen, Werner Breuer, unter dem Titel Unglücke, Katastrophen und Epidemien 1834 – 1896 in Bardenberg Auszüge aus der „Chronik der Bürgermeisterei Bardenberg von 1832 bis 1932“. Darin wird auch das Unglück auf der Grube Gouley wie folgt beschrieben:  (Ausdruck, Schreibweise und Interpunktion sind original wiedergegeben)

1834    In der Nacht vom 25ten auf den 26ten Januar verunglückten auf der Grube Gouley zu Morsbach 63 Bergleute, wobei 20 Einwohner von Bardenberg waren. 9 Ehemänner und 11 unverheiratete. Die Verheirateten hinterließen 9 Witwen, wovon 4 schwanger waren und 17 Kinder wobei nur 1 welches 14 Jahre alt. Es wurden 10 Tage lang alle möglichen Rettungs-Versuche gemacht, allein vergebens, und musste man sich bloß darauf beschränken, die Helfer welche bis zu 180 Fuß Höhe im Förderschacht gestiegen waren abzusichern. Obschon es nicht unwahrscheinlich war daß noch mehrere der Unglücklichen in den höheren Aufbau sich geflüchtet und lebten. Die Ursache des Wasserdurchbruchs ist noch nicht bekannt, es ist dieserhalb eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet, deren Resultat später nachgetragen wird.

 

Die Gewerkschaft sicherte den Hinterbliebenen auf 1 Jahr und 6 Wochen den vollen Tageslohn. Seine Majestät der König von Preußen schenkte 800 Thaler. Seine königliche Hoheit der Prinz Wilhelm 100 Thaler. Seine Exzellenz der Herr Justiz Minister von Kamps 150 Thaler. Der Gesamtbetrag wurde durch die königliche Regierung zu Aachen unter die Angehörigen der Verunglückten verteilt.                                                                                             

Soweit die Schilderungen des Ereignisses.

Grube Gouley 1855
Liste der tödlich Verunglückten - Grube Gouley - 25. 26. Januar 1834

Die ersten 8 Leichen sollen am Abend des 16. Februar (1834) „bei eingetretener Dunkelheit auf dem Friedhof St. Sebastian beerdigt worden sein“. Vorstehende Liste ist identisch mit der Sammeleintragung im Sterbebuch der Pfarre St. Sebastian am Ende des Jahres 1834, in welcher noch zusätzlich die Anzahl der hinterbliebenen Kinder eingetragen ist.

 

Zwei Jahre nach dem Unglück fand am 25.März 1836 eine Inspektion der Grube durch eine Kommission unter Leitung des Oberbergrates von Oeynhausen statt. Bei dieser Befahrung stieß man auf insgesamt 14 Leichen, alle völlig unkenntlich. Die Steiger wurden beauftragt, diese Leichen in je einem gesonderten Sack zu Tage zu bringen …..

 

Ob letztlich alle Toten gefunden wurden, ist nicht detailliert festgehalten.  Sterbeurkunden für 57 der Unglücksopfer stellte der damals amtierende Würselener Bürgermeister Kind erst im Oktober 1836 aus. Als Zeugen unterschrieben der Grubendirektor von Gouley Lambert Rasquinet und der Obersteiger Peter Malpas. Die Sterbeurkunden trugen den Zusatz:

 

„Eingetragen in Gewißheit des Urtheils des Königl. Landgerichts zu Aachen vom ein und zwanzigsten Juli eintausend achthundert sechsunddreißig, wodurch die nachträgliche Eintragung von sieben und fünfzig Individuen, unter denen der hierbenannte unter N° [es folgt die zugeordnete Nummer] aufgeführt ist, verfügt worden; welches Urtheil nebst dem Zeugenverhör worauf dasselbe sich gründet, als Beleg zu diesem Sterbe Register beigefügt ist.“

Soweit die Auszüge aus dem Heft Schlaglichter. Der Absatz zu dem Unglück von 1834 endet mit der Bemerkung, dass dieses Unglück letztlich den Ausschlag zur Gründung der „Wurmknappschaft“ im Jahre 1839 gab.

Karl-Peter Schröder