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Grubenloks Grube Emil Mayrisch

Die Werksloks der Grube Emil Mayrisch

In Siersdorf förderte bis zum 18.12.1992 die Grube Emil Mayrisch des Eschweiler Bergwerks-Vereins (EBV) als letztes förderndes Bergwerk im Aachener Revier Kohle. Danach endete die Kohlengewinnung im Aachener Revier sofern man die weiter entfernt liegende Grube Sophia Jacoba nicht dazu zählt. Die bergbauspezifischen Tagesanlagen brach man ab. Nur der Verwaltungsbau und einige Werkstattgebäude blieben erhalten. Das angeschlossene Kraftwerk war noch bis 1996 in Betrieb und wurde danach ebenfalls abgebrochen. Weithin sichtbar im ansonsten flachen Land blieb die Bergehalde erhalten. 

Die Grube Emil Mayrisch nahm 1952 die Förderung auf. Im Jahr 1983 übernahm sie die Förderung im Verbund mit der Grube Anna in Alsdorf und war danach der letzte Förderstandort. Historisch interessant ist die Geschichte der Dampffördermaschine von Schacht 1. Sie stammt von der Grube Eschweiler Reserve, die als letzte Grube im Inderevier kriegsbedingt Ende 1944 die Förderung einstellen musste.

Für die Grube baute man eine eigene öffentliche Anschlussbahn durch die Bundesbahn von Mariagrube bis Siersdorf. Die Grenze zum Grubenbahnhof lag am Werkszaun. Hier gab es auch einen Bahnsteig für die Personenzüge, die bis 1982 nach Siersdorf verkehrten. Dazu kam ein bundesbahneigenes Stellwerk. Für den Kohlenverkehr zur Kokerei Anna und weiter zu den anderen Verbrauchern setzte die Bundebahn zuletzt die Baureihe 215 in Doppeltraktion ein. 

  

BU:      Lok 3 (vorne) und Lok 4 (hinten). Foto: Edgar Bergstein

Das Bahnnetz der Grube umfasste den Grubenbahnhof bis zur Übergabe am Werkstor und die kurze Strecke zum Kraftwerk. Eine Übersicht über den Zustand des Lokparks aus dem Jahre 1966 zeigt den damals noch knappen Lokbestand (siehe Dokumente), die zu erwartenden Arbeiten und beschreibt die Diskussion um eine zusätzliche Lokomotive. Diese Bestrebungen mündeten dann in den Kauf einer neuen gebrauchten Dampflok. Drei Jahre später erwarb der EBV eine weitere Lok.

Die Lokomotiven der Bauart „Bergbau“ von der Firma Krupp

  

BU:      Archiv Grube Anna Bergbauinformationszentrum

Die Loktype "Bergbau" von der Firma Krupp war nicht nur die leistungsstärkste, sondern mit Abstand auch die schwerste vierachsige Rangierlok und erreichte bei einer damals maximal zugelassenen Achslast von 20 t ein Gesamtgewicht mit Vorräten von 80 t. 30 Lokomotiven wurden in fünf Losen und drei späten Einzelstücken hergestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges erhielt Krupp den Auftrag zur Entwicklung einer schweren vierachsigen Rangierlok für die Reichswerke Hermann Göring in Salzgitter. Aufgrund des Krieges und der Zerstörungen im Stammwerk Essen wurde der Bau der 13 bestellten Maschinen zur niederländischen Firma Werkspoor verlagert. Bis zum Kriegsende konnte allerdings keine Lok fertig gestellt werden. Die schon gefertigten Bauteile wurden kurz vor dem Abzug der deutschen Besatzungstruppe aus den Niederlanden noch nach Essen überführt. Hieraus entstand dann im Jahr 1948 die erste Serie der Type „Bergbau“.

Die Type „Bergbau“ war für den schweren Übergabe- und Rangierdienst von Industrie- und Werksbahnen konzipiert. „Entsprechend diesem Einsatzzweck war sie besonders robust und kräftig ausgeführt. Dank ihres vergleichsweise hohen Kesseldrucks, der großen Zylinder und des günstigen Übersetzungsverhältnisses war die mit vollen Vorräten 80 t schwere und rund 1000 PSi starke Lok nicht nur die leistungsfähigste Type des Krupp-Industrielokprogramms, sondern die schwerste und stärkste vierachsige deutsche Tenderlok überhaupt. Im unteren Geschwindigkeitsbereich übertraf ihre Zugkraft sogar die der Schlepptenderlok der Baureihe 50. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit betrug 50 km/h. Zwecks Erzielung günstiger Kurvenlaufeigenschaften lagen nur der erste und dritte Radsatz fest im Rahmen; der zweite und vierte Radsatz waren jeweils um 15 mm seitenverschiebbar.“ (Auszug aus Wikipedia.) Von den Loks sind drei erhalten geblieben, davon die beiden vom EBV und hier zuletzt auf Emil Mayrisch eingesetzten Lokomotiven.

Beispielhaft nun einige Loklebensläufe:

Lok Emil Mayrisch 1‘‘

  

BU:      Foto Jens Schaefer

Die Lok wurde am 24.10.1953 an die Industriebahn Zons-Nievenheim ausgeliefert und bekam hier den Namen "Zons". 1960 ging sie an die WBB Westdeutscher Bahn- und Baubedarf Horst Scholtz GmbH. Im Jahr 1965 kaufte sie der EBV und setzte sie auf der Grube Emil Mayrisch als EM 1‘‘ ein. Nach der Stilllegung der Grube wurde sie 1993 an das Westfälisches Industriemuseum (WIM) verkauft und befindet sich nun auf der Museumszeche Zollern in Dortmund.

Lok Emil Mayrisch 2‘‘ 

 

BU:      Foto: Archiv Grube Anna Bergbauinformationszentrum

Die Lok wurde 1953 von der Firma Krupp als Typ „Rheinhausen“ gebaut. Sie kam fabrikneu zur Zeche Dorstfeld in Dortmund-Dorstfeld. 1963/64 wurde sie zur Zeche Robert Müser in Bochum-Werne verlegt, später dann zum Verbundbergwerk Gneisenau in Dortmund-Derne. Im Jahr 1967 kaufte sie der EBV und setzte sie von nun an auf der Grube Emil Mayrisch als EM 2‘‘ ein. Nach der Stilllegung wurde die Lok 1993 an die Dampfbahn Rur-Wurm-Inde (DRWI) verkauft, welche sie auf der Strecke nach Heimbach vor Ausflugszügen einsetzte. 1999 kam sie zu den Eisenbahnfreunden Walburg, die später aufgeben mussten. Am 06.12.2011 übernahm die Museumseisenbahn Friesoythe-Cloppenburg e.V. die Lok und schickte sie zur Aufarbeitung zur MaLoWa nach Klostermannsfeld, wo sie als Arbeitsvorrat stehen bleibt.

Lok Emil Mayrisch 3‘‘

  

BU:      Foto: Edgar Bergstein

Die Lok wurde neu am 21.11.1940 an die Rheinbrikett, Gewerkschaft Beisselsgrube Horrem I geliefert. [Die Beisselsgrube war seit 1916 Tochtergesellschaft der Rheinischen AG für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation (RAG), die 1951 mit RAG verschmolzen wurde.] Die Lok kam im Jahr 1958 in den Bestand der Grube Wachtberg. [Die Grube Wachtberg war seit 1950 durch RAG gepachtet und wurde 1952 übernommen.] Die Rheinischen Braunkohlenwerke wurden am 28.12.1959 aus verschiedenen Vorgängergesellschaften gegründet und waren nun Besitzerin der Lok. Sie kam dann auf der Grube Fortuna-Nord zum Einsatz. 1964 war sie auf der Brikettfabrik Neurath im Einsatz. Hier trug sie die interne Neurath-Betriebsnummer: 1'' (RBW-Betriebsnummer 319). Wegen des Einsatzes in den Braunkohlenbetrieben besaß die Lok einen Kobelschornstein zur Verringerung der Funkenbildung. 1969 kaufte sie der EBV und setzte sie auf der Grube Emil Mayrisch ein. Zuerst als Nummer 2 bezeichnet, erhielt sie dann die Nummer 3 in der zweiten Besetzung. Nach der Stilllegung kauften im Jahr 1993 die Dampfbahnfreunde Kahlgrund die Lok und gaben sie 1994 an die Eisenbahnfreunde Kraichgau/Elsenzbahn weiter. Im Mai 2000 kam sie zur Landeseisenbahn Lippe e. V., Extertal-Bösingfeld. Hier wurde sie nach Reparaturen ab 2004 unter der Nummer 92 6505 vor Touristikzügen eingesetzt. Im Dezember 2012 musste sie wegen Kesselschäden abgestellt werden. Ein Weiterbetrieb wäre nur mit einem neuen Kessel möglich gewesen. Am 21.05.2014 wurde sie nach Hviste Sande [DK] zu einer Schiffswerft überführt, um die Lok äußerlich aufzuarbeiten. Anschließend erfolgte die Überführung nach Nyborg zu einer Destillerie im ehemaligen Bw Nyborg. Dort soll die Lok als Denkmal aufgestellt worden sein.

Lok Emil Mayrisch 4‘‘

  

BU:      Foto: Edgar Bergstein

Die Lok wurde 1949 an die Glaswerke Ruhr in Essen ausgeliefert. Sie besaß dort die Bezeichnung „Lok 2“. Im Jahr 1964 wurde sie an die WLH in Hattingen weitergereicht und erhielt dort die Nummer 56. Im Jahr 1965 erwarb sie der EBV und setzte sie als Lok 3 auf der Grube Gouley ein. Im September 1970 kam die Lok zur Grube Carl Alexander und nannte sich dort Lok 1. Mit der Fördereinstellung der Grube Carl Alexander kam die Lok zur Grube Emil Mayrisch. Nach der Stilllegung kaufte im Jahr 1993 das Westfälische Industriemuseum (WIM) die Lok und bewahrte sie nicht betriebsfähig auf der Zeche Zollern in Dortmund auf.

Lok Emil Mayrisch 5‘ (Krupp, 3077)

  

BU:      Foto: Edgar Bergstein

Die Lok wurde 1952 von der Firma Krupp in der 3. Bauserie des Loktyps „Bergbau“ in Essen gebaut. Sie wurde am 21.01.1953 an die Zeche Auguste Victoria in Marl-Hüls ausgeliefert und wurde dort als Lok IX auf der Schachtanlage 3/7 eingesetzt. Im September 1968 kaufte sie der EBV und setzte sie fortan als Lok Anna 7 auf der Grube Anna in Alsdorf ein. Mit der Aufgabe der Förderung auf der Grube Anna und der Zentralisierung der Förderung auf die Grube Emil Mayrisch kam die Lok im Dezember 1983 zur Grube Emil Mayrisch. Nach der Stilllegung kaufte das Westfälische Industriemuseum (WIM) im Dezember 1994 die Lok und hinterstellte sie nicht betriebsfähig an seinem Standort Henrichshütte in Hattingen. 

Lok Emil Mayrisch 6‘ (Krupp, 4248)

Die Lok wurde von der Firma Krupp als spätes Einzelstück des Loktyps „Bergbau“ verkauft. Das Baujahr 1961 muss nicht stimmen, da diese „späten Einzelstücke“ vorab gebaut wurden und ein Baujahrschild mit dem Jahr des Verkaufsjahres bekamen. Die Lok wurde am 31.03.1962 an Grube Westfalen in Ahlen geliefert. Hier lief sie dann unter der Nummer 10. Am 23.08.1973 übernahm der EBV die Lok und setzte sie zuerst auf der Grube Anna mit der Loknummer Anna 12 ein. Mit der Aufgabe der Förderung auf der Grube Anna und der Zentralisierung der Förderung auf die Grube Emil Mayrisch kam die Lok im Dezember 1983 zur Grube Emil Mayrisch. Im Jahr 1991 kam sie zurück nach Alsdorf zur Kokerei Anna, wieder unter der Loknummer Anna 12. Nach der Stilllegung der Kokerei kaufte das Westfälische Industriemuseum (WIM) im Dezember 1994 die Lok und hinterstellte sie nicht betriebsfähig an seinem Standort Henrichshütte in Hattingen. Somit befinden sich nun zwei Loks vom Typ Bergbau bei der Henrichshütte in Hattingen.

( Quellen: Archiv GABI e.V.: EBV-Werksbahnunterlagen;  www.guidorademacher.deWikipedia, Krupp Bergbau)

Edgar Bergstein

 

Dokumente: